Wenn du endlich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen oder nebenberuflich etwas Geld verdienen willst, ist ein eigenes Kleingewerbe die ideale Möglichkeit dazu. Wie du ein Kleingewerbe anmelden kannst, welche Kosten und buchhalterischen Pflichten auf dich zukommen und welche Dinge es sonst noch zu beachten gibt, zeigen wir dir in diesem Blog.
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Inhaltsverzeichnis:
- Was steckt hinter dem Begriff „Kleingewerbe“?
- Kleingewerbetreibende sind keine Kaufleute
- Kleingewerbe anmelden: Beantrage deinen Gewerbeschein
- Kleingewerbeanmeldung beim Finanzamt
- Buchhalterische Pflichten für Kleingewerbetreibende
- Kleingewerbe-Steuer: Das Kleingewerbe im Steuerrecht
- Versicherungen
Was steckt hinter dem Begriff „Kleingewerbe“?
Bevor wir mit der Kleingewerbeanmeldung ins Detail gehen, macht vermutlich eine kleine Begriffsklärung Sinn. Diesen einzuordnen ist nämlich nicht ganz einfach. Das Wichtigste zuerst: Das Kleingewerbe ist keine eigenständige Rechtsform. Es gibt jedoch einige klassische Eigenschaften, die ein typisches Kleingewerbe charakterisieren, beispielsweise einen geringeren Umsatz und wenige Mitarbeiter:innen. Dafür beinhaltet die Anmeldung eines Kleingewerbes ein deutlich geringeres, unternehmerisches Risiko, als es zum Beispiel bei den Personen- und Kapitalgesellschaften der Fall ist, die zur Gründung eine Einlage erfordern.
Lesetipp: In diesem Beitrag kannst du dir einen Überblick über alle Rechtsformen verschaffen, die es gibt.
Die Europäische Kommission möchte Unternehmensgrößen klarer voneinander abgrenzen und hat dazu Schwellenwerte definiert, die Umsätze und die Anzahl der Mitarbeiter:innen einschließen. Allerdings liegen diese doch deutlich über dem, was im Allgemeinen als Kleinwerbe verstanden wird.
Unternehmensgröße |
Mitarbeiter:innen |
Umsatz |
Kleinst- |
Bis 9 |
Bis 2 Mio. EUR |
Klein- |
Bis 49 |
Bis 10 Mio. EUR |
Mittelständisch |
Bis 249 |
Bis 50 Mio. EUR |
Der Volksmund meint mit dem Begriff Kleingewerbe stattdessen oft ein Unternehmen, das von einer Sonderreglung des Finanzamtes Gebrauch macht: Der sogenannten Kleinunternehmerregelung, die wir bereits in einem anderen Blogbeitrag ausgiebig erläutert haben. Leider ist auch diese Definition nicht korrekt, weil die Begrifflichkeiten Kleinunternehmerreglung und Kleingewerbe hier meistens vorschnell in einen Topf geworfen werden. Zwar greifen viele Betreiber:innen eines Kleingewerbes auf die Sonderreglung zurück, insbesondere dann, wenn sie das Gewerbe als Nebenjob ausüben. Pauschalisieren lässt sich das allerdings nicht.
Kleingewerbetreibende sind keine Kaufleute
Exakt definieren lässt sich das Kleingewerbe nur, wenn man eine juristische Betrachtungsweise hinzuzieht.
Kleingewerbetreibende sind keine Kaufleute. Demnach sind sie von allen Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) befreit, was bedeutet, dass kein Eintrag ins Handelsregister notwendig ist.
Kleingewerbe anmelden: Beantrage deinen Gewerbeschein
Ein Kleingewerbe lässt sich über das vor Ort zuständige Gewerbeamt anmelden. Über die Zuständigkeit entscheidet dabei der Standort deines Betriebes. Viele Ämter verfügen bereits über Onlineformulare für die Gewerbeanmeldung – aber nicht alle. Um den Anmeldeprozess zu beschleunigen, stellen die allermeisten Ämter aber Vordrucke zum Download bereit, die zum persönlichen Termin beim Gewerbeamt bereits vorausgefüllt mitnehmen kannst. Deinen Personalausweis oder eine gültige Aufenthaltsgenehmigung solltest du ebenfalls parat haben, um dich ausweisen.
Lesetipp: Du möchtest auch endlich in den Wachstumsmarkt E-Commerce einsteigen? Dann haben wir in diesem Beitrag alles für dich zusammengefasst, was du über den Onlinehandel wissen musst.
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Jetzt kostenlos teilnehmenDa die Kaufmannseigenschaft bei Kleingewerbetreibenden nicht vorhanden ist, kommen nur zwei Unternehmensformen infrage: Das Einzelunternehmen und die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR). Letztere bedarf mindestens zwei Gesellschafter:innen. Diese Rechtsform ist deshalb nur dann für dich relevant, wenn du noch mit mindestens einer weiteren natürlichen Person ein Unternehmen gründen möchtest. Das Gewerbeamt nimmt einige Informationen zu deiner geplanten Tätigkeit auf und gibt diese an das Finanzamt, die Berufsgenossenschaften und die Handelskammern (IHK oder HWK) weiter. Ein paar Wochen später wird sich jede dieser Stellen postalisch bei dir melden.
Lesetipp: Darf‘s noch etwas ausführlicher sein? Dem Thema Gewerbe anmelden haben wir uns intensiv in diesem Blogbeitrag gewidmet.
Kleingewerbeanmeldung beim Finanzamt
Freiberufler:innen wie Kunstschaffende und Journalist:innen müssen beim Gewerbeamt kein Kleingewerbe anmelden, für sie genügt der Weg über das Finanzamt. Dieser ist jedoch zwingend erforderlich, da du als Betreiber:in eines Kleingewerbes eine Steuernummer benötigst, die dir vom Finanzamt ausgestellt wird. Darüber hinaus erhältst du den Zugang zum ELSTER, der digitalen Plattform zum Einreichen deiner Steuererklärung.
Lesetipp: Apropos Finanzen: Suchst du zufällig noch nach einem geeigneten Geschäftskonto für dein Unternehmen? Dann empfehlen wir dir unseren Geschäftskonto-Vergleich.
Buchhalterische Pflichten für Kleingewerbetreibende
Dadurch dass Kleingewerbetreibende keine Kaufleute sind, ergibt sich neben dem Wegfall der Eintragungspflicht ins Handelsregister ein weiterer Vorteil bei der Buchführung: Wenn du ein Kleingewerbe anmeldest und so ein eigenes Unternehmen gründest, bist du trotzdem nicht zur doppelten Buchführung verpflichtet. Stattdessen genügt eine einfache Einnahmenüberschussrechnung, bei der die Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt werden.
Von dieser vereinfachten Buchführungsregelung darf ein Unternehmen allerdings nur Gebrauch machen, wenn eine Grenze 600.000 EUR Umsatz/Jahr und/oder 60.000 EUR Gewinn/Jahr zweimal nacheinander nicht überschritten wurde.
Das Kleingewerbe im Steuerrecht
Fallen für Kleingewerbe Steuern an? Gänzlich steuerfrei ist ein Kleingewerbe nie, auch nicht, wenn es nur im Nebenerwerb betrieben wird. Es kann aber von einigen Vereinfachungen profitieren.
Umsatzsteuer
Auch Kleingewerbetreibende müssen Umsatzsteuer, umgangssprachlich Mehrwertsteuer genannt, abführen. In Deutschland gelten dafür Sätze von 19 Prozent (regulärer Satz) und 7 Prozent (ermäßigter Satz).
Wer von der weiter oben genannten Kleinunternehmerregelung nach §19 UstG Gebrauch macht, muss keine Umsatzsteuer abführen. Für diese gilt eine Freigrenze von 22.000 EUR Vorjahresumsatz (Stand 2021). Zudem darf dein zu erwartender Umsatz für das kommende Kalenderjahr nicht über 50.000 EUR liegen.
Betreiber:innen eines Kleingewerbes können für ihr Unternehmen die sogenannte IST-Versteuerung beantragen. Dann fällt die Umsatzsteuer erst an, wenn Umsätze generiert wurden – normalerweise wird die Umsatzsteuer vorversteuert.
Lesetipp: Wie funktioniert die Umsatzsteuer, wann gilt welcher Satz und ist Dropshipping eigentlich umsatzsteuerfrei? Diese und weitere Fragen klären wir bei uns im Blog.
Kleingewerbe-Steuer
Eines vorweg: die Bezeichnung "Kleingewerbe-Steuer" gibt es rein rechtlich gesehen nicht. Fakt ist jedoch, dass du auch, wenn du ein Kleingewerbe angemeldet hast, neben der Einkommenssteuer eventuell eine Gewerbesteuer zahlen und eine Gewerbesteuererklärung beim Finanzamt einreichen musst. Du kannst einen Freibetrag von 24.500 EUR ansetzen, der nicht versteuert wird. Sollte dein Gewinn diese Grenze überschreiten, fällt für den Restbetrag Gewerbesteuer an. Die Höhe der Steuerlast wird dabei maßgebend durch eine sog. Gewerbesteuermesszahl (derzeit 3,5%, Stand 2021) und einen ortsabhängigen Hebesatz bestimmt. Beides sind relative Werte.
Als Kleingewerbe Steuer zahlen: Ein Beispiel
- Jahresgewinn: 50.000 EUR
- Freigrenze: 24.500 EUR
- Zu versteuernder Gewinn: 25.500 EUR
- Steuermessbetrag: 25.500 EUR * 3,5% = 892,50 EUR
- Hebesatz der Gemeinde (z.B. Berlin): 410%
- Steuerlast: 892,50 EUR * 410% = 3.659,25
In unserem Podcast stellen wir dir regelmäßig Gründerinnen und Gründer vor, die bereits mit ihrem eigenen Unternehmen durchgestartet sind.




Einkommensteuer
Selbst wenn dir Umsatzsteuer und Gewerbesteuer durch das Ansetzen von Freibeträgen erspart bleiben, die Einkommenssteuer für dein Kleingewerbe fällt ziemlich sicher an – es sei denn, dein Gewerbe erwirtschaftet einen Verlust. Zwar gibt es auch hier einen Freibetrag, dieser liegt jedoch nur bei 9.744 EUR jährlich bzw. 19.488 EUR bei Eheleuten (Stand 2021). Diese Grenze dürfte wohl in den allermeisten Fällen zu niedrig sein als dass du keine Einkommenssteuer zahlen musst.
Die Einkommenssteuer setzt sich aus insgesamt sieben Einkunftsarten zusammen. Wenn du neben deinem Gewerbe beispielsweise noch Einkünfte aus Kapitalvermögen und/oder Vermietung und Verpachtung erzielst, steigt dein zu versteuerndes Einkommen. Deshalb ist die Ermittlung der Steuerlast von vielen individuellen Faktoren abhängig. Eine Beispielrechnung würde einen eigenen Beitrag erfordern, weshalb wir an dieser Stelle darauf verzichten müssen. Allerdings bewegt sich die Steuerlast immer zwischen 14% und 45%.
Versicherungen
Bei aller Einfachheit ist auch das Kleingewerbe nicht gänzlich frei von Risiken. Ein Nachteil ist, dass Kleingewerbetreibende mit ihrem Privatvermögen haften. Deshalb solltest du dir ernsthaft über den Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung Gedanken machen, wenn du ein Kleingewerbe anmelden möchtest.
Darüber hinaus besitzt du für dein Unternehmen wahrscheinlich eine Reihe von Gegenständen, Räumlichkeiten oder dergleichen. Um diese zu schützen, gibt es die sogenannte Inhaltsversicherung, quasi ein Pendant zur Hausratsversicherung für Privatpersonen. Mit Hilfe einer Rechtsschutzversicherung kannst du dich im Falle von juristischen Streitigkeiten absichern.
Fazit
Ein Kleingewerbe lässt sich vergleichsweise unbürokratisch und ohne allzu großen Kostenaufwand anmelden. Dadurch eignet es sich vor allem für Alleingründer:innen und solche, die ihre gewerbliche Tätigkeit im Nebenberuf ausüben möchten. Gänzlich frei von unternehmerischen Risiken ist allerdings auch das Kleingewerbe nicht, weshalb du dich gegen eventuelle Schäden und Rechtsstreitigkeiten absichern solltest. In Sachen Kleingewerbe und Steuern kommen zudem weitere Verpflichtungen auf dich zu, wobei du hier von einer Reihe von Vereinfachungen profitieren können.
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Häufig gestellte Fragen zum Kleingewerbe anmelden
Wo kann ich ein Kleingewerbe anmelden?
Was kostet es, ein Kleingewerbe anzumelden?
Was gibt es beim Kleingewerbe zu beachten?
Kleingewerbe Steuer: Ist ein Kleingewerbe steuerfrei?
Über die Autorin: Caroline Dohrmann ist Online-Marketing-Managerin und Content-Enthusiastin. Wenn sie nicht gerade Shopify-Händlern und Händlerinnen die besten Geheimtipps in Interviews entlockt, schreibt sie im Blog über die Shopify-Community, Social Media und was das Online-Marketing gerade bewegt.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine professionelle Steuer- oder Rechtsberatung dar. Bitte konsultiere eine unabhängige Rechts- oder Steuerberatung für Informationen, die spezifisch für dein Land und deine Umstände gelten. Shopify haftet in keiner Weise für deine Verwendung oder dein Vertrauen in diese Informationen.